Das Niederstaufener Wappen

Das Niederstaufener Wappen ist in den Farben Gold und Schwarz gehalten, weil das die Farben des ehemaligen Klosters Mehrerau, eine dem Kloster St. Gallen unterstellte Abtei, war.

 

Bis Ende des 18. Jahrhunderts war der dort regierende Abt Grundherr von "Unterstouphen" und den westlichen Filialen des heutigen Ortes. 

Den Schutzheiligen dieses Klosters, St. Peter und Paul, ist auch die Niederstaufner Kirche geweiht! Daher die Symbole Schlüssel und Schwert.

 

"Oberstouphen", d.h. der östliche Teil des Ortes mit den östlichen Filialen gehörten dem Kloster Langnau, dessen Wappenzeichen das Dreibalkenkreuz war. 

Die Hoch- und Blutsgerichtsbarkeit auf den beiden geistlichen Besitztümern oblag dem Adelsgeschlecht Montfort-Bregenz. Die dreilappige rote Fahne erinnert daran.

Dorfgeschichte Niederstaufens

Wolfgang B. Sutter

So könnte, nach der historisch nicht unbegründeten Fantasie eines Lindenberger Gymnasiasten, die kleine mittelalterliche Burganlage auf dem Kreuzberg ausgesehen haben.

259 oder früher

Der heute Kreuzberg genannte Drumlinhügel trug mit großer Wahrscheinlichkeit einen römischen Burgus, der in Sichtweite im Westen in Burgstall und im Nordosten in Umgangs Partner hatte.

Wo Burgi waren, gab es auch Menschen. Nicht nur die römischen Soldaten, die wohl nicht täglich von Bregenz her zur Wachablösung marschiert sind, werden ein kleines Lager errichtet haben.

Zu deren Versorgung kann man sich einheimische Bauern und Handwerker, eventuell sogar römische Veteranen vorstellen, die sich am Ort ihrer ehemaligen Dienststelle niederlassen und ein Stück Land bebauen durften.

Ein weiterer Grund für eine Siedlung gerade am Fuße des Kreuzberges hängt auch mit der alten überregionalen Straßenverbindung zusammen.

Die Steigung vor dem heutigen Dorf war für viele Lastfuhr-werke eine schwer zu bewältigende Hürde. Oftmals brauchte man Hilfe in Form von zusätzlichen Pferdestärken.

Eine Pferdeausleihstation findet sich häufig oberhalb einer Straßensteigung, denn hier war oft auch ein Gasthof Gewinn versprechend.

Ein erstes schriftliches Zeugnis menschlicher Besiedelung unseres Dorfgebietes findet sich möglicherweise im Jahr 809, also zur Zeit Karls des Großen. Der Ortsteil Widdum wird in einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen genannt.

Professor Dr. Wolfgang Hartung konnte nachweisen, dass der in einer schon lange bekannten Urkunde genannte Ort Crimolteshova, das heißt, dass der Hof des Crimolt, mit unserem Ortsteil bzw. Weiler Widdum identisch ist.

Urkundlich gesichert scheint also ein Gehöft am nördlichen Fuße des Kinbergs.

Im Jahre 809 übertrug ein Othram seinen Besitz zu Crimolteshova dem Kloster St. Gallen.

809

Dieses Rechtsgeschäft wurde am 11. Februar 809 in Wasserburg vollzogen und stellt somit die früheste urkundliche Erwähnung eines Niederstaufener Ortsteils dar.

Lange war unbekannt, wo dieses Crimolteshova sich befand. Alle Deutungs- und Zuordnungs-versuche scheiterten, bis Prof. Dr. Wolfgang Hartung einen Zusammenhang herstellte, der die Identität von Crimholteshova und Widdum mit höchster Wahrscheinlichkeit nachwies.

Der Sohn jenes Stifters Othram trägt den seltenen Namen Wolaram, der sonst nur noch im Thurgau in wenigen Quellen auftaucht.

Dieser Wolaram war Zeuge bei Rechtsgeschäften eines Scrutolf, auf dessen Name Schruntholz zurückzuführen ist.

Die räumliche Nähe zwischen Schruntholz und Crimolteshova/ Widdum macht es sehr wahrscheinlich, dass dieser Wolaram der Sohn des Othram, also des Besitzers von Crimholteshova war.

Crimolteshova lag laut Urkunde im Argengau und der reichte bis zum Pfänderrücken, also bis in unser Dorfgebiet oder an es heran.

Weitere schriftliche Indizien finden sich.

1340 wird ein Mehrerauer Zinsgut mit Namen Grimlins,

mit Sicherheit eine Ableitung des alten Crimolteshova,

1408 ein „guot ze dem Grimlis“ und 1505 ein „guot zu Grimlichs das do gehört zu der widdum“ genannt.

Ab 1585 taucht nur mehr der Name Widdum auf, da der Sinn und die Bedeutung der vorherigen Bezeichnungen nicht mehr verstanden wurden.

So kann mit größter Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sich der Name Crimolteshova vom Jahre 809 im Laufe der Zeit zum heute gebräuchlichen Namen Widdum veränderte.

Ein Widdum aber ist ein Gut, das dem Unterhalt des Pfarrers diente. Es kann also auch auf eine frühe Pfarrei geschlossen werden, die aber mit Sicherheit nicht bei der Ortschaft Widdum, also relativ weit von den Verkehrsadern jener Zeit ihr Zentrum hatte, sondern sicher bereits dort, wo wir heute das Dorf Niederstaufen finden.[1]

1249

Der Name unseres Dorfes Niederstaufen taucht erstmals in einer am 17. September 1249 in Lyon ausgestellten Urkunde auf, die den Besitz des Klosters Mehrerau auflistet.

Der Grund für die Auflistung des klösterlichen Besitzes in einer päpstlichen Urkunde ist in den politischen Verhältnissen jener Zeit zu suchen. Im Streit zwischen dem Stauferkaiser Friedrich II.(1212-1250) und Papst Innozenz IV. (1243-1254) schlugen sich die Grafen von Montfort-Bregenz auf die Seite des Kaisers und bedrängten das Kloster Mehrerau, indem sie Eigentum des Klosters zerstörten und ihm Land und Leute wegnahmen.

So wurde das Kloster z.B. 1248 von Anhängern des Gegenkönigs Konrad von Schwaben überfallen und niedergebrannt. Dabei gingen wohl wichtige Schriftstücke verloren.[2]

Um die Besitzverhältnisse zu sichern, stellte der Papst am 17. September 1249 in Lyon eine Urkunde aus, die alle Besitzungen des Klosters aufzählte.[3]

Unter den mehr als 60 Orten in Oberschwaben, im Allgäu und in Vorarlberg, in denen dem Kloster Besitz und Einkünfte bestätigt wurden, findet sich auch der Name Niederstaufen. Die Liste ordnet die Orte nach ihrer Bedeutung für das Kloster. Niederstaufen erscheint an zehnter von über 60 möglichen Stellen.

Der Ort war also von nicht geringer Bedeutung für die Benediktiner der Mehrerau.

Es werden Häuser, ein Großhof, Weingärten, Fischrechte, Wälder, eine Mühle, das Recht den Zehnten einzuziehen und Patronatsrechte genannt.[4]

Letztere beziehen sich auf die Seelsorge und die Besetzung der Pfarrstelle bei der Kirche. Der Großhof dürfte das der Kirche gegenüberstehende Anwesen, der heutige Gasthof Adler gewesen sein.

Man verstand darunter den Verwaltungssitz eines vom Kloster eingesetzten Meiers, der auch die Abgaben der Leibeigenen und abhängigen Bauern in Empfang nahm und an das Kloster weiterleitete.

Zu den seltenen und in der Liste für ungewöhnlich angesehene Abgaben gehörten in Niederstaufen auch Eicheln zur Mast der klösterlichen Schweine.[5]

Der Name, damals auch oft als Unterstaufen auftretend, hat nichts mit dem Kurort Oberstaufen und (aus Historikersicht leider auch nichts mit dem großen Kaisergeschlecht, den Hohenstaufen, zu tun. Er ist vielmehr - wie die eben genannten Namen - von einer Geländeformation abgeleitet, die an ein alemannisches Trinkgefäß erinnert, den Stauf. Ein Stauf ist ein halbrunder Becher, der im ausgetrunkenen Zustand umgekehrt auf den Tisch gestellt wurde.

Die drei Moränenhügel, Kreuz- bzw. Waldberg, Schachen und Knobel, die das Niederstaufener Ortsbild prägen, gleichen drei ausgetrunkenen Bechern der genannten Art.

Ob daraus eine Erklärung dafür abzuleiten ist, dass das kleine Dörfchen noch vor nicht allzulanger Zeit sechs Gastwirte ernährte, sein einmal dahin gestellt.

1275

Spätestens seit 1275 ist in Niederstaufen eine Kirche nachgewiesen. Ihren möglichen Ursprung erzählt eine Sage.

Das fromme Edelfräulein Guta, einzige Erbin einer Burg oberhalb Adelbergs, soll ihren Besitz zum Bau einer Kirche zur Verfügung gestellt haben. An der Stelle, an der ein Ochsengespann, das den Wagen mit ihrem Sarg ziehen sollte, erstmals einhalte, solle die Kirche gebaut werden. So verfügte Guta in ihrem Testament. Genau am richtigen Ort unterhalb des Burghügels Kreuz- bzw. Waldberg machten die Ochsen Rast. Die Gründerin fand ihre letzte Ruhestätte unter dem Altar der über ihrem Grab gebauten Kirche.

Das heutige Niederstaufen war nicht immer ein einheitliches Dorf. Im Mittelalter findet man auf den Karten ein Unter- und ein Oberstaufen.

Noch nach dem 2. Weltkrieg konnte man dies an der Ortsstruktur erkennen.

Unterstaufen, das waren die Höfe um die Pfarrkirche, gehörte, wie die westlichen und südwestlichen Filialen, zum bereits genannten Kloster Mehrerau, während man sich Oberstaufen etwa ab dem ehemaligen Gasthaus „Rössle“ in nordöstlicher Richtung vorstellen kann. Dazu kamen alle in dieser Richtung gelegenen Weiler.

Langnau

Oberstaufen und die genannten Siedlungen zahlten ihre Abgaben dem Kloster Langnau und wurden bis ins späte 18. Jahrhundert von der Pfarrei Hergensweiler seelsorgerisch betreut.

Die Zusammenlegung der beiden Ortsteile zu einer Pfarrei, bzw. die Umpfarrung der ehemals langnauischen Besitzungen zur Pfarrei St. Peter und Paul Niederstaufen war unter anderem Anlass für die Planung einer neuen größeren Kirche.

1825

Von 1825 bis 1831 wurde das ehrgeizige Projekt verwirklicht und es entstand ein großzügiges Gotteshaus im klassizistischen Stil.

Für die Feierlichkeiten der Kircheneinweihung wurde der noch heute sehr aktive und für das Dorfleben zentrale Musikverein gegründet.

1856

Der Frömmigkeit und Großherzigkeit eines sparsamen Winter- bzw. Hilfslehrers aus Geislehen und der Überzeugungskraft eines Geistlichen, der drei unverheirateten Erben eines Bauernhofes in Hölzlers nahe legte, für ihr Seelenheil durch ein entsprechendes Testament zu sorgen, ist es zu verdanken, dass Niederstaufen einen Kaplan erhielt und 1856 ein attraktives Wohnhaus für denselben bauen musste, das Kaplaneihaus, heute Allgäustraße 28.

Dorfgeschichte ist lange Zeit einfach Kirchengeschichte.

1895

1895 wurde die Kirche unabhängig von der neuesten Mode im klassizistischen Stil ausgemalt. Ein Zeichen für den nach der Reichsgründung 1870/71 sich auch in den ländlichen Regionen auswirkenden Wohlstand des Bürgertums und auch des Bauernstandes.

20. Jh.

Das 20. Jahrhundert entwickelte sich für Niederstaufen ohne nennenswerte Veränderungen der Einwohnerzahl, sieht man vom Blutopfer ab, das auch Niederstaufen den beiden Weltkriegen zollen musste. Allerdings fand auch die technische Entwicklung ihren Niederschlag. am 15. März 1909 endete die Öllampenzeit zunächst für Umgangs, denn von Opfenbach aus wurde  Vorarlberger Strom nach Niederstaufen geleitet.

1933-45

Das sog. Dritte Reich fand im Dorf willige Mitläufer, aber nicht viele fanatische Nationalsozialisten.

Pfarrer Johann Baptist Wolfgruber geriet nach anfänglicher Sympathie für die Ideologie der neuen Machthaber sogar auf eine schwarze Liste der Nazis, die ihn nach dem Krieg der französischen Besatzung allerdings besonders vertrauenswürdig machte.

Deutlich wird die bodenständige Haltung der Dorfbewohner dadurch, dass sie den von der Partei bevorzugten Ortsgruppenleiter Strobel als Bürgermeister verhindern konnten und für ihn 1939 Gebhard Strodel aus Immen durchsetzten, der die Geschicke des Ortes auch nach dem Krieg bis 1972 lenkte.

1953

In seine Amtszeit fiel auch der Anschluss des Dorfes an die Wasserversorgung "Bodenseegruppe", die heute "Handwerksgruppe" heißt. Seit 10. August 1953 kommt aus den Wasserspendern in Niederstaufen bestes und ständig überprüftes Wasser aus dem Quellgebiet Handwerks bei Wangen. 

1972

1972 endet aber auch die Unabhängigkeit der Gemeinde Niederstaufen. Sie wird ein Opfer der Gebietreform und von nun an zusammen mit den ehemals unabhängigen Dörfern Bösenreutin und Sigmarszell von Schlachters aus regiert. Eine positive Folge dieser Gemeindezusammenlegung war aber sicher die Inbetriebnahme der Kläranlage im Jahre 1986.

 

 

Seine kulturelle Unabhängigkeit hat sich Niederstaufen auch 1190 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung Widdums und 750 Jahre nach der ersten Dokumentation des Ortsnamens erhalten.

So soll es auch in Zukunft bleiben

 


[1] Die oben geschilderte Darstellung der Erstnennung Niederstaufens, respektive der Filiale Widdum, stößt auf begründeten Widerspruch des Ortsnamensforschers Thaddäus Steiner im Jahrbuch des Landkreises Lindau 2005, Bergatreute 2005, Seite 18-22. Danach kann sich Niederstaufen weiterhin nur auf die Lyoner Urkunde aus dem Jahre 1249 berufen, was seine historische Erstnennung betrifft.

[2] Elbs, Jochen,“Zuwider, weil es etwas Neues sey Landwirtschaft zwischen Schlendrian und Seidenraupe; in: Maier-Dallach, Hans-Peter (Hrsg.): 9000 Jahre Zukunft, Augenblicke der Ewigkeit Zeitschwellen am Bodensee,

[3] ebenda: Seite 28/29

[4],ebenda, Karte Seite 80/81

Elbs, Jochen: ebenda Seite 79

Die Niederstaufener Heimatpfleg(l)er präsentieren die Heimat Niederstaufen im Internet.

Kontakt: Wolfgang Sutter: wolfgang.b.sutter@gmail.com

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