Gemälde in St. Peter & Paul
Bei wunderbarem Wetter konnten wir im zweiten Anlauf auf unsere Wanderstrecke gehen. 12 Interessierte waren bereit, drei Stunden zu wandern.
Zunächst ging es die Infangstraße hinauf, wo wir das Geburtshaus der berühmtesten Niederstaufnerin, Herlinde Koelbl, geb. Traut, anschauen konnten.
Weiter wanderten wir zur Hinterbergstraße, wo wir kurz pausierten, um das Bildstöckle des Josef Hermann anzuschauen. Josef Herman war im gegenüberliegenden Baurenhof „I dr Bruu“ zu Hause. Er und seine ledigen Brüder Gebhard und Anton trieben den Hof um, während die Schwester Maria nach Biesings (Hirscher) heiratete. Josef war ein großer Marienverehrer, was ihn auch das Bildstöckle zu Ehren der Muttergottes bauen ließ. Im selbst half die Verehrung nicht, denn er kam auf tragische Weise ums Leben. Er stürzte aus seinem Auto, das auf einer Hebebühne hochgefahren war, in die Tiefe.
Dann bog die Wandergruppe nach Haggen ab. Hier ging es steil bergauf bis unterhalb des Kinbergs. Die neue Wegführung auf den eben genannten Berg, wo sich auch die Wendelinskapelle (vielleicht das Ziel einer anderen Wanderung) befindet, umgeht jetzt den alten Fußweg, der an einem Bildstöcklein vorbeiführte, das an den Tod eines Hütebuben erinnert, der 1806 hier, wo jetzt tiefer Wald steht, früher offenbar eine Viehweide, vom Blitz erschlagen worden war. Gemeinsam fanden wir das kleine vom Grundeigentümer Clemens Schütz renovierte Denkmal, das nicht alle Mitwandernden schon einmal gesehen hatten.
Dann ging es wieder bergab. Erneut mussten wir einen Pfad durch das Gehölz suchen, um an die Stelle zu kommen, wo ein vom Burgenforscher Merkt in den 1920er Jahren aufgestellter Gedenkstein an die Adelburg erinnert.
Der kleine Molassefelsensporn macht kaum Glauben, dass Platz genug für eine Burg gewesen sein soll. Ein Wünschelrutengänger löste einmal das Rätsel, als er Mauerreste „erwünschelte“ die auf den Abgrund zu führten. Offenbar ist der größte Teil des Grundes, auf dem die wohl kleine Burg stand, in die Tiefe gestürzt. Das dort unten sich nun befindliche Mauerwerk wurde fleißig von den Niederstaufner Bauern zum Eigenbau abgeräumt, sodass praktisch nichts mehr davon aufzufinden ist. Reste könnten sich vielleicht noch unter dem überwachsenen Waldboden finden lassen.
Hier auf dieser Burg lebte als letzte Erbin das Edelfräulein Gueta von Adelberg. Sie führte ein jungfräulich heiligmäßiges Leben und bestimmte, dass ihr Erbe zum Bau einer Kirche verwendet werden sollte. Ihr Sarg müsse auf einem von zwei Ochsen gezogenen Karren ins Tal gebracht werden. An der Stelle, wo diese Zugtiere zum ersten Mal anhalten würden, sollte mit ihrem Erbgut eine Kirche gebaut werden.
Wunderbarer Weise hielten die Ochsen an der ehemaligen Römerstraße unterhalb des Waldberges, der heute Kreuzberg genannt wird, an sehr geeigneter Stelle. Gueta soll dort begraben und über ihrem Grab eine Kirche gebaut worden sein. Die damalige Kirche war wohl noch klein und müsste dort verortet werden, wo heute der Altarraum der Kirche St. Peter und Paul ist.
Zu Ihrem Grab pilgerten schon bald Menschen, die ihre Fürbitte bei Gott erflehten. Einmal soll sogar ein in der Leiblach ertrunkenes Kind zu ihrem Grab getragen worden sein und auf ihre Fürbitte hin, erwachte der Knabe wieder. Dieses „Wunder“ und auch andere wunderbare Fälle sprachen sich in der Umgebung herum, so dass eine kleine Wallfahrt zum Grab des für selig gehaltenen Edelfräuleins entstand. Schriftliche Belege für Burg und Kirchengründerin sind nicht bekannt. Lediglich der Hinweis in der Lyoner Urkunde von 1249, wo der Ort Unter- oder Niederstaufen erstmals erwähnt wurde, und der Beleg, dass die Burg 1320 Im Besitz des Klosters Mehrerau war.
Nicht alle Mitwandernden wagten den Schritt über den noch vorhandenen Halsgraben und den steilen Anstieg zum Gedenkstein; sie ließen sich die Geschichte in sicherer Entfernung erzählen.
Von hier aus muss das Ochsengespann mit dem Sarg losgezogen sein und wir folgten dem vermuteten Weg ins Tal.
Ein kleiner Abstecher nach Emsgritt führte uns zu einem Bildstock an der Queralpenstraße vor dem ehemaligen Gasthof „Alpenrose“. Das vergitterte Bildstöcklein enthielt einmal einen geschnitzten Jesus in Ketten. Diese Figur wurde vom Eigentümer des leerstehenden Gasthofes In Sicherheit gebracht und durch eine wertlose Heiligenfigur ersetzt.
Hier soll es zu einem tödlichen Streit zwischen einem Angehörigen der Adelburg - evtl. eines Bruders oder Verwandter der Gueta - und einem wahrscheinlich Verwandten von der Burg Schönstein oberhalb Hohenweiler gekommen sein. Der Adelberger kam dabei ums Leben.
Zurück gings wieder zur Adelbergstraße und dann durch das Rothach auf dem Kirchenwegle zur Pfarrkirche, wo mittels des Gemäldes am linken Emporenaufgang, einer Kopie der im Pfarrhaus verwahrten Kopie eines verschollenen Gemäldes, die Geschichte noch einmal nachempfunden werden konnte.
Auf dem Kleinen Dorfplatz erwarteten uns dann die Heimatvereinsmitglieder Lukas und Anna Kurzemann, mit einem köstlichen Wurstsalat.
Wolfgang B. Sutter