Römerstraßen im westlichen Niederstaufen

 

15 Interessierte folgten der Einladung des Heimatvereins Niederstaufen 2022 e.V. den Verlauf der Römerstraße(n) in Niederstaufen zu erkunden. Über Wiesen durch Hohlwege und manchmal auch durch Gestrüpp führte Ortsheimatpfleger Wolfgang B. Sutter die Gruppe und zeigte, was belegbar am Straßenverlauf ist und was über den Verlauf vermutet werden darf. Niederstaufen liegt an der Straße von Bregenz (Brigantia) nach Kempten (Campodumum) und Augsburg (Augusta Vindelicorum). Im Ortsteil Kinbach teilte sich die Straße. Eine Trasse führte nordwestlich der heutigen Alpenstraße nach Osten, eine andere südöstlich der Staatsstraße zum und durch das Dorf Niederstaufen. Von beiden Trassen sind Spuren vorhanden, die aber leider durch Buschwerk und Verrohrung immer weiter verwischt werden. Umstritten ist, ob es sich bei der Route nach Kempten um die Via Decia handelt, wie manche Historiker glauben. Ebenso unsicher ist die Theorie des Geografen Günter Ziffus, der die Römerstraßen nach geographischen Gesichtspunkten untersuchte und dabei auf ein interessantes Detail stieß. Die Römer hatten eine Landkarte, die Tabula Peutingeriana, die bis ins Mittelalter wohl immer wieder kopiert wurde. Sie zeigt die wichtigsten Straßen des Reiches zwischen Italien und Rätien bis zum Limes. Das etwa 680 cm lange und 34 cm breite Kartenwerk wird von zwei Seiten auf Holzstäben aufgerollt. So konnte immer der Teil, um den es gerade ging, sichtbar gemacht werden. Allerdings konnte es dabei passieren, dass an bestimmten Knickstellen die Tinte abblätterte und so der eine oder andere Ort verschwand. Der nächste Kopist kopierte nur, was er sah, und so gingen wohl Informationen verloren. Ziffus nun rechnete die Streckenabschnitte der Straßen nach. Es waren immer etwa 12 km von einem Rastlager zum nächsten. Auf der Karte, die auf uns überkommen ist, fehlen Rastorte oder Rastlager zwischen Bregenz (Brigantia) und Vemania, das er in Bühl am Alpsee verortet. Dazu kommt, dass er auf der Karte glaubt zu erkennen, dass der Rickenbach vom Bodensee aus eingezeichnet ist und es ist belegt, dass es einen Ort gegeben hat, der Ad Rigenum hieß. Übersetzt man nun Rigenum mit Rickenbach, dann könnte ein Lager Ad Rigenum auf Niederstaufner Gebiet gelegen haben ca. 12 Km von Bregenz entfernt. Wenn dem so wäre, dann wäre die geeignetste Stelle wohl Kinbach, dort wo sich die Straße gabelt. Adolf Schneider der Eigentümer des Anwesens Kinbach 2 berichtet, dass bei Erdarbeiten in seinem Hof tief in der Erde große „Bollensteine“ gefunden wurden. Auch das könnte auf einen römischen Ursprung hinweisen.

Dies und viele mehr konnten die Wanderer erfahren, auch dass es Hohlwege möglicherweise römischen Ursprungs gibt, die zur Mülldeponie verkommen sind.

Bei Kaffee und Kuchen auf dem kleinen Dorfplatz endete die ortshistorische Wanderung.

 

Wolfgang B. Sutter

Die Niederstaufener Heimatpfleg(l)er präsentieren die Heimat Niederstaufen im Internet.

Kontakt: Wolfgang Sutter: wolfgang.b.sutter@gmail.com

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© Wolfgang Sutter / Gestaltung, Konzeption, Fotografie Peter Mattis